Jährlich fallen in Deutschland trotz massiven Investitionen und Neubau 60.000 soziale Wohnungen weg. Die Privatisierungswellen von sozialem Wohnraum in den letzten Jahren haben ihr Übriges dazu getan. Vor dem Hintergrund eines wachsenden Bedarf und eines sinkenden Angebots von Wohnraum haben Chris Kühn, Bundestagsabgeordneter aus Tübingen und Dr. Rolf Siedler, Kreisrat und katholischer Betriebsseelsorger über die Möglichkeiten diskutiert, wie man diesen Trend in Zukunft umkehren kann.
Nach einer Begrüßung durch die Bundestagskandidatin Margit Stumpp wies der grüne Bundestagsabgeordnete Chris Kühn vor allem darauf hin, dass in den letzten Jahren Wohnungsbau massiv am Bedarf vorbei betrieben wurde. „Von den 30 teuersten Städten in Deutschland liegen 17 in Baden-Württemberg,“ erklärte er, „in den letzten Jahren wurde dabei vor allem in stadtnahe Wohnungen zum Verkauf im Hochpreissegment investiert. Der Bedarf liegt allerdings eher beim sozialen Wohnungsbau und im mittelpreisigen Mietbau.“
Dr. Rolf Siedler lobte zwar die Stadt Aalen dafür, dass das Problem erkannt wurde, erklärte aber dass sich in den letzten Jahren zu wenig getan habe und dadurch ein enormer Nachholbedarf bestehe. Die Projekte, die in Bahnhofsnähe von der Stadt angestoßen wurden, seien ebenfalls nur für den großen Geldbeutel konzipiert und lösen die Wohnraumnot für Menschen mit mittlerem und kleinerem Einkommen nicht.
Auf die Frage von Moderator Bennet Müller, wie man den zukünftigen Wohnbedarf einer wachsenden Stadt wie Aalen decken könne, ohne den Flächenverbrauch massiv zu vergrößern, antwortete Kühn mit einem planerischen Konzept. „Wir brauchen stadtplanerische Möglichkeiten, wie wir Verdichtung in den Innenstädten fördern können und Gebiete schaffen, in denen sowohl Wohnraum, nicht störender Gewerberaum und Freizeitgestaltung nah beieinander liegen kann.“ Dazu möchte er ein neues Planungsgebiet in der BauNVO schaffen und nannte dabei das Französische Viertel in Tübingen als Musterbeispiel.
Vor der Veranstaltung hatte der grüne Bundestagsabgeordnete gemeinsam mit dem grünen Stadtverband die Wohnungslosenhilfe der Caritas in Aalen besucht und sich über aktuelle Themen und Probleme in diesem Bereich informiert.
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