Eine gute Gesundheitsfürsorge für den ganzen Ostalbkreis zu sichern, ist eine der wichtigsten Zukunftsfragen, mit denen sich der Kreistag beschäftigt. Der Standort spielt dabei eine zentrale Rolle, was die Erreichbarkeit angeht. Um die Frage des bestmöglichen Standorts und die Frage ob Sanierung oder Neubau besser ist, zu klären, hat der Kreistag 2023 ein Gutachten bei Endera in Auftrag gegeben. Das Gutachten empfiehlt einen Neubau in Essingen. Ich kann einige Argumente nachvollziehen, insbesondere die Argumente zur medizinischen Funktionsfähigkeit. Hier ist ein Neubau besser als eine Bestandssanierung. Das Gutachten zeigt aber auch, dass mit der Kombi-Lösung eine gute medizinische Versorgung ebenfalls möglich ist. Die Kombi-Lösung hat weitere Vorteile, aus diesen Gründen habe ich für die Kombi-Lösung gestimmt:
1. Erreichbarkeit
Endera geht davon aus, dass der Standort Essingen für den größten Teil des Ostalbkreises am besten erreichbar ist. Das erscheint äußerst fragwürdig, denn das Gutachten preist dazu unter anderem einen Bahnhalt in Essingen ein. Der ist aktuell aber gar nicht umsetzbar. Zwischen Aalen und Schwäbisch Gmünd sind aktuell nur zwei neue Bahnhalte realisierbar. Dies ergibt sich aus einer Potenzialanalyse, die der Kreis am 24.05.2022 selbst durchführen lassen hat. Bisher wurden die Halte Aalen-West und Schwäbisch Gmünd-Ost weiterverfolgt. Ein Bahnhalt in Essingen ist nur dann möglich, wenn auf einen der beiden Halte verzichtet wird. OB Richard Arnold hat die Aussage des Landrats bereits widerlegt, dass die Stadt Schwäbisch Gmünd auf den Bahnhalt Schwäbisch Gmünd-Ost verzichtet. Ein Bahnhalt in Essingen hätte deshalb niemals im Gutachten aufgeführt werden dürfen. Dass zugleich die geplante Anbindung an die Kombi-Lösung nicht im Gutachten berücksichtigt wurde, lässt sehr an der Objektivität bei diesem Bewertungskriterium zweifeln.
2. Zugriff auf die Bauflächen
Die Flächen in Aalen sind in öffentlicher Hand und ein zeitnaher voller Zugriff, sowie die Schaffung von Baurecht wäre voraussichtlich sehr schnell möglich. In Essingen sind die Flächen in Privatbesitz einer Vielzahl von Personen. Ein schneller Zugriff ist sehr unwahrscheinlich. Hinzu kommt, dass das geplante Klinikum in Essingen in einer Frischluftschneise und am Rande eines Grünzugs liegt, die durch einen öffentlich-rechtlichen Vertrag zusätzlich geschützt ist. Ein Zugriff auf die Grundstücke und die Schaffung von Baurecht dürfte sehr lange dauern, insbesondere, wenn rechtliche Auseinandersetzungen zu erwarten sind. Zeit die wir nicht haben.
3. Kosten
Das Gutachten geht davon aus, dass ein Neubau günstiger ist, als die Kombi-Lösung. Der Neubau liegt mit indizierter Kostensteigerung bei rund 785 Mio Euro, die Kombi-Lösung bei rund 841 Mio Euro. Allerdings sind die Zahlen doch recht fragwürdig. Bei der Kombi-Lösung werden beispielsweise Kosten für den Neubau des Zentralparkhauses mit einberechnet, beim Neubau in Essingen werden keine Kosten für ein Parkhaus veranschlagt. Andere Investitionen für Gebäude und Bereiche, die in Aalen schon vorhanden sind, wie beispielsweise eine Kita, werden in der Kostenprognose ebenfalls nicht aufgeführt. Eine zweifelhafte Rechnung, die mich nicht überzeugt.
4. Osten nicht abhängen
Bereits am Anfang der Klinikdebatte habe ich darauf hingewiesen, dass man den Osten des Kreises nicht vergessen darf. Im Gegensatz zum Westen haben die Menschen im Virngrund und Ries wenig Alternativen für klinische Versorgung. Die Kliniken in Dinkelsbühl und Nördlingen stehen auf dem Prüfstand – der neue Regionalversorger wird in Zukunft die einzige Möglichkeit für ordentliche klinische Versorgung sein. Der Ostalbkreis ist keine Insel –wir müssen auch schauen welche Möglichkeiten es jenseits unserer Kreisgrenzen gibt: Im Westen gibt es zahlreiche Kliniken, die gut erreichbar sind, im Osten nicht. Gerade in Notfällen zählt jede Minute. Der Standort Aalen ist für den Osten des Kreises deutlich besser erreichbar als Essingen.
5. Soziale Faktoren und Nachhaltigkeit
Insbesondere von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kliniken wird häufig der Wunsch geäußert, dass der neue Regionalversorger sich in bestehende Strukturen einfügen soll. In Aalen ist das der Fall. Für die Werbung von neuen Fachkräften ist ein Klinikum in einer größeren Stadt mit guter Anbindung und guter Nahversorgung ein Standortvorteil.
Bei Nachhaltigkeitsfaktoren schneidet die Kombi-Lösung ebenfalls besser ab als ein Neubau. Gerade in Zeiten in denen Klimaschutz und der Reduzierung von Flächenverbrauch immer wichtiger werden, sollte dieser Aspekt eine wichtigere Rolle spielen. Die Kombi-Lösung verbraucht weniger Flächen, weniger graue Energie und kann z.T. bestehenden Gebäude weiterhin nutzen, wie beispielsweise die Kita.
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